«Dia del Niño» (Kindertag)
Am 31. Mai 1990 entschied der honduranische Staat, den nationalen Kindertag auf den 10. September zu setzen. Dieser Tag ist ein Instrument, das die wesentlichen Prinzipien der Kinderrechte erfüllt. Den Kindern soll der Zugang zu ihrem allgemeinen Wohlbefinden zu gewährleistet werden.
35% der honduranischen Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Die Soziologen sind der Meinung, dass dies eine grosse Chance für das Land sei. Leider sieht die Wirklichkeit nicht so rosig aus. Die meisten Kinder kennen seit der Geburt nichts anderes als Armut, Obdachlosigkeit, Arbeit und Bettelei.
Unseren Kindern ist es bewusst, dass sie ein grosses Privileg haben, im Kinderheim behütet aufzuwachsen, dass es ihnen an nichts fehlt und viele Personen an sie denken sowie uns unterstützen.
Eine Schweizer Freundin des Heims schenkte jedem Kind neue Kleider für diesen speziellen Tag. Eine Firma lud uns in die City-Mall ein. Dort durften die Kinder während einer Stunde mit den Spielmaschinen spielen. Danach gab es ein feines Mittagessen und zum Abschluss gingen wir ins Kino um uns den Film Winnie Pooh von Christopher Robin anzuschauen. Den ganzen Tag konnten wir uns auf Kosten der Firma vergnügen.
An einem anderen Tag durften die Kleinen die Trickfilmfiguren «Biper y sus amigos» live bei einer Show kennenlernen.
Jedes Wochenende wurden wir von einzelnen Gruppen besucht, welche mit unseren Kindern den Tag verbrachten. Es stand jeweils Spiel und Spass auf dem Programm und sie brachten uns Geschenke, Kuchen und Piñatas mit.
Auf Wiedersehen Ariana…
“Es ist egal, zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert, es ist immer zu früh und es tut immer weh….”
Ariana, unsere kleine Zweijährige, die letztes Jahr mit einem Retinoblastoma zu uns kam, verlor anfangs Jahr ihr rechtes Auge. Sie hatte alle Chemotherapien überwunden (siehe Newsletter März 2018) und es sah anfangs sehr gut aus. Wir waren voller Hoffnung, dass sie nun geheilt ist und nicht mehr länger mit dem Krebs kämpfen müsse.
Gott brauchte einen Engel im Himmel und entschloss, dass dies Ariana sein wird. Im August haben die Ärzte dann bei ihr einen Gehirntumor mit forschreitender Erkrankung des zentralen Nervensystems diagnostiziert. Die Onkologen konnten mit den Mitteln der Schulmedizin nichts mehr machen.
Leider haben wir unser Schicksal nur bis zu einem gewissen Punkt selbst in der Hand und können auch nicht an der Uhr unseres Lebens die Zeit zurückdrehen. Darum mussten wir Arianas Schicksal annehmen und so haben wir sie noch getauft und versucht, ihr schöne, gelassene, schmerzlose und liebe letzte Lebenstage zu schenken bis sie am 19. September friedlich in unseren Armen einschlafen durfte….
Für die meisten unserer Kinder war dies die erste Berührung mit dem Tod. Dadurch, dass sie Ariana geliebt haben, bekam der Tod für sie auch ein Gesicht. Ungewohnt für alle, weil er diesmal nicht in Form von Gewalt, wie man das sonst von Honduras kennt, gekommen ist. Dank der sehr nahen Beziehung zu ihr, haben sie die Angst vor dem Tod verloren. Mit der Gewissheit, dass es ihr nun besser geht und sie nicht mehr leiden muss, konnten wir sie gehen lassen...
Am Schluss haben wir ihr eine ehrenvolle Totenwache und ein Bestattungsritual mit symbolischem Zeichen des Loslassens in Form von Ballonen geschenkt.
Obwohl sie von der Erde gegangen ist, wird sie immer in unsere Herzen weiterleben…
Familienzuwachs durch Neugeborene
Nach Arianas Tod litt jedes unserer Kinder auf seine eigene Art und die bedrückte Stimmung der Trauer war im Heim sehr gut zu spüren… Es dauerte aber nicht lange bis unsere Familie Zuwachs von 2 Neugeborenen erhielt. Durch die Aufnahme von Abraham und David wurde uns allen bewusst, dass das Leben weitergeht und das sowohl die Geburt als auch der Tod zum Lebenszyklus gehören.
Der Eine wurde von der seiner Mutter ausgesetzt und kam zu uns, als er 3 Tage alt war. Der Andere war 15 Tage alt, und wurde der leiblichen Mutter weggenommen, da seine Kinderrechte verletzt wurden. Er ist mit einer chronischen Unterernährung geboren, sodass beide etwa auf dem gleichen Stand der Entwicklung sind.
Bis anhin, hatten wir noch nie so kleine Mäuschen bei uns aufgenommen. Alle Kinder kümmern sich jedoch um sie und nach kurzer Zeit haben beide bereits an Gewicht zugenommen und entwickeln sich prächtig.
Besuch von Aguas Ocaña
Wir hatten die Ehre, die berühmte, ehemalige honduranische First-Lady der Jahre 2000 bis 2004, Aguas Ocaña aus Spanien, bei uns im Kinderheim begrüssen zu dürfen.
Während ihrer Amtszeit hat sie sich sehr stark für die honduranischen Kinder eingesetzt und für ihre Rechte gekämpft. Im Jahr 2007 hat sie sich scheiden lassen und Honduras verlassen. Ein Stück ihres Herzens hat sie jedoch hier gelassen und fühlt sich nach wie vor mit dem Land verbunden.
Sie war und ist immer noch eine Kämpferin für die Anliegen der Kinder und hat persönlich 4 honduranische Kinder adoptiert. Auch heute noch hat sie eigene Projekte in Honduras und unterstützt damit ihr Lieblingsland.
Unsere Kinder waren von ihrer Art und ihrem Verhalten sehr beeindruckt, und vor allem wurde ihnen bewusst, dass auch Berühmtheiten “normale” Menschen sind. Sie hat den Kindern von ihrer Arbeit mit all den grossen täglichen Hindernissen in diesem korruptem Land erzählt. Speziell für unsere Ältesten war es sehr spannend, da sie ihr Buch «Dos Passiones» gelesen hatten.
Eigentlich war nur ein Aufenthalt von ca. 30 Minuten geplant, da sie einen äusserst engen Zeitplan hatte. Sie genoss die gute Atmosphäre bei uns im Heim sichtlich und verlängerte den Aufenthalt bei uns deshalb um einige Minuten. Sie machte noch viele persönlichen Erinnerungsfotos zusammen mit unseren Kinder, musste danach aber wieder ihren anderen Verpflichtungen nachgehen damit ihr Zeitplan nicht zu sehr durcheinander geriet.