Im Rahmen einer längeren Reise durch Zentralamerika hatte ich anfangs Oktober die Möglichkeit, das Kinderheim drei Jahre nach meinem Voluntärinneneinsatz zu besuchen. So oft habe ich mich doch gefragt, wie sich die Dinge entwickelt haben, was aus diesem oder jenem Kind geworden sein mag, wie das Haupthaus mit dem zweiten Stock aussieht und allgemein wie es denn allen so ergehen mag. Trotz gelegentlichem Kontakt mit Paty wollte ich die Kinder wiedersehen und erleben, wie sie sich verändert haben. Zu meinem Glück ergab es sich, dass mich dieses Mal meine Schwester begleitet und wir kamen also zu zweit im "yo quiero ser" an. Kaum öffneten wir die Autotüren, stürmten die Kinder auf uns zu, nahmen uns das Gepäck ab, umarmten uns - einfach umwerfend herzlich der Empfang!
Einige der Kinder, verständlicherweise die Grösseren, konnten sich an mich erinnern und andere taten zumindest so als ob ;-)
Während diesen zweieinhalb Wochen wurden wir mit einer Herzlichkeit beherbergt, wie ich es nur vom Kinderheim her kannte. Ein extra hübsch hergerichtetes Zimmer mit Willkommensbrief, drei super leckere Mahlzeiten am Tag und so viele wertvolle Einblicke in das Leben der Kinder und der Gesellschaft in San Pedro Sula. Da zu dieser Zeit gerade keine Köchinnen anwesend waren, haben wir Karen in der Küche unterstützt, beim Basteln der Weihnachtskarten mitgeholfen und durften aber vorwiegend mit den Kindern spielen und lachen. Paty war wie immer bemüht, uns so viel wie möglich vom honduranischen Alltag zu zeigen: Wir durften mit auf den Gerichtshof, um zu sehen wie anstrengend und nervenzehrend kleinste administrative Aufgaben sein können; wir wurden Paty´s Patenkind und seiner Familie vorgestellt, die in ärmlichsten Verhältnissen in einer Lehmhütte lebt und die punktuelle Unterstützung durch Paty mittels Schenken von Windeln und Essen enorm schätzt. Sogar ein Vormittag in der Primarschule wurde uns ermöglicht. Wir durften für eine Woche Ferien mit nach Santa Rosa de Copán, wo in der "academia de exelencia" normalerweise CPR-Kurse für Ärzte und Weiterbildungen in medizinischer Technik im Rahmen eines weiteren Projektes der Stiftung angeboten werden. Da aber nationale Ferien waren, konnten wir das Gelände und die Gebäude als Ferienunterkunft nutzen und durften dort eine wunderschöne und entspannte Zeit mit den Kindern beim Spielen, Spazieren, Rumtoben, Unterhalt der eigenen Kaffee-, Bananen- und Maisplantagen miterleben. Auf dem Weg dorthin konnten wir in La Entrada das neuste Projekt der Stiftung besichtigen: ein Internat für 20 Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen, deren Eltern den Universitätsbesuch nicht finanzieren könnten.
Ich habe es enorm geschätzt, mit eigenen Augen zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln, wie sie in der Schule vorankommen und wie die ersten den Schritt Richtung Erwachsensein mit Beginn der Universität oder dem Besuch eines Ausbildungsplatzes gehen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass diese Kinder ihre Chancen nutzen und ihr Schicksal entscheidend zum Guten verändern, was sie später auch so weitergeben werden.
Alles in allem ist es unglaublich toll zu sehen, wie die Stiftung "yo quiero ser" wächst und mit verschiedensten Projekten den Kindern und Jugendlichen in Honduras eine Perspektive schenkt. Und so wie ich Paty und Edwing kennengelernt habe, sind sie noch lange nicht müde und verfolgen weitere tolle Ideen und tragen dazu bei, das Leben vieler Honduraner/-innen grundlegend und nachhaltig zu verbessern.
Einmal mehr ziehe ich den Hut vor so viel Einsatz und Herzlichkeit, DANKE Paty, DANKE Edwing!